Besucht man das AMAB-Lager in Asse, ist man kulinarischen Verführungen wie Schokolade und Bier ausgesetzt. Alles Produkte, die hier für Auftraggeber wie Colruyt umgepackt werden. Von Anfang an war das Repackage AMABs größtes Standbein, aber dies wird sich in Kürze ändern …
Die Behindertenwerkstatt AMAB verfügt in der Region Brüssel über drei Standorte und beschäftigt insgesamt mehr als 800 Mitarbeiter. Rund 700 haben aufgrund einer physischen oder psychischen Behinderung Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Olivier Bernard, Direktor Finanzen & IT, erklärt: „Eine Behindertenwerkstatt zielt darauf ab, Menschen mit einer Distanz zur Arbeitswelt zu beschäftigen, um ihnen im Leben ein Ziel zu geben und am aktiven Berufsleben innerhalb der Gesellschaft teilnehmen zu können.“ Bevor wir von einem Kunden einen Auftrag annehmen, wird eine Machbarkeitsuntersuchung ausgeführt. AMAB strebt die Entwicklung einer Arbeitsumgebung gemäß des 3-Säulen-Modells der Nachhaltigkeit (People, Profit, Planet) an, die Menschen mit einer Distanz zur Arbeitswelt zum persönlichen Wachstum inspiriert. Diese ausgesprochen soziale Zielsetzung verknüpfen wir mit einer kosteneffizienten und betriebswirtschaftlich verantwortungsvollen Arbeitsweise.“
VOM EINPACKEN ZUM SPÜLEN
AMAB bietet bereits mehrere Jahre die Dienstleistung des Umpackens an; eine Tätigkeit, die für Menschen mit einer Behinderung sehr geeignet ist. „Eigentlich passt dies nicht zu 100 % zum Aspekt „Planet“ der 3-P-Philosophie. Darum haben wir jetzt einen neuen Geschäftszweig eingeführt, unser drittes Standbein, neben dem Umpacken und der Elektromontage. Der Fokus liegt dabei auf der Kreislaufwirtschaft, und so entstand 2019 die Idee zum Spülen von Mehrwegbechern. Wir kamen mit Festicup in Kontakt, einem Vermieter und Verkäufer von Mehrwegbechern. Seine Dienstleistungen sind komplementär zu denen von AMAB, wodurch den Endkunden, die an Nachhaltigkeit interessiert sind, die komplette Entsorgung geboten werden kann. Die Gesetzgebung hat uns dabei unterstützt: Seit 2020 ist man in Flandern verpflichtet, für Gemeinden und Veranstaltungen Mehrwegbecher zu verwenden. Entscheidet sich ein Veranstalter dennoch für Einwegmaterialien, muss er 95 % dieser Materialien recyceln. Eine fast unmögliche Herausforderung, die Mehrwegbecher zunehmend zur Norm machen wird”, so Olivier.
NACHHALTIGE PARTNERSCHAFT
Für das Spülen musste AMAB sich auf die Suche nach einer geeigneten Maschine machen. Olivier erzählt über diesen Prozess: „Wir haben ausgiebige Untersuchungen durchgeführt. Welche Maschinen gibt es auf dem Markt? Welche Anforderungen muss die Maschine erfüllen? Auch unter Berücksichtigung der Behinderungen der Mitarbeiter. Während unserer Untersuchungsphase sprach uns MEIKO am meisten an. Ab dem ersten Moment war David Jacobs von MEIKO Belgien sehr mitdenkend, sowohl mit Blick auf unsere Philosophie als auch auf unsere Denkweise. Wir haben MEIKO vor die Herausforderung gestellt, eine Maschine herzustellen, die es eigentlich noch nicht gegeben hat. Aber sie haben direkt das Potenzial erkannt. Vor allem die Mitwirkung an einem gesellschaftlichen Projekt sprach sie sehr an. Sie gingen bei ihrem Mitdenken bis zum Äußersten, wodurch eine Maschine kreiert wurde, die einfach perfekt ist. Maßgefertigt für die Mitarbeiter, aber auch für die Becher.“
Es handelt sich um eine M-iQ Bandtransport-Spülmaschine mit einer Länge von 14 Metern und einer Spül- und Trocknungsleistung von 8 000 Bechern pro Stunde. Für eine optimale Trocknung ist die Maschine mit einer integrierten Kühleinheit ausgestattet. Diese kühlt die Becher, wodurch keine Kondensation und damit auch keine Schimmelbildung entstehen kann. Das Transportband ist mit Fingern versehen. Olivier erläutert diese Wahl: „Wir vereinfachen dadurch die Arbeit für die Menschen im Hinblick auf eine hohe Beschäftigungsfähigkeit unserer Mitarbeiter. Mit Körben zu arbeiten, in die jeweils 35 Becher passen, bedeutet jedes Mal zählen. Das ist nicht so einfach, für manche Menschen mit einer Behinderung ist das wirklich schwer. MEIKO hat dies direkt verstanden und uns eine Alternative angeboten, die andere Wettbewerber nicht im Angebot hatten. Unsere Ausgangsposition lautete: „Ein Finger entspricht einem Becher.“ Dadurch ist es ein einfacher, repetitiver Job geworden. Das galt auch für das Trocknen. Kunststoff ist an sich sehr schwer zu trocknen. Die diesbezügliche Technologie befand sich bis zu diesem Zeitpunkt noch in der embryonalen Phase, wurde aber in einem beschleunigten Tempo entwickelt, sodass MEIKO schwarz auf weiß beweisen konnte, dass Kunststoff zu 100 % trocken aus der Maschine kommen konnte. Und das war für uns der letzte Punkt auf der Liste, den wir abhaken konnten und benötigten, um mit MEIKO zu arbeiten. Geschäftspartnerschaften sind für uns von essentieller Bedeutung. Wir suchen nie nur nach dem besten Preis. Wir möchten eine langfristige Geschäftsbeziehung und finden Zuverlässigkeit, Offenheit und Transparenz viel wichtiger. Und das gilt für alle unsere Lieferanten. Die Verfügbarkeit, Erreichbarkeit, Professionalität und vor allem das Mitdenken von MEIKO hat uns hervorragend gezeigt, dass wir auf den richtigen Partner gesetzt haben.“
WASH-IT FÜR GANZ FLANDERN
Parallel zur Initiative von AMAB und Festicup, Mehrwegbecher zu spülen, entstand 2019 der Nebenzweig von Wash-it, das ähnliche Pläne hatte, allerdings für ganz Flandern. Um dieses gesamte Gebiet auf nachhaltige Weise bedienen zu können, wurde ein Unternehmenskonsortium gegründet. Jede Provinz bekam ein Reinigungszentrum. „Ein Rockfestival wie Rock Werchter allein zieht schon 80 000 Menschen pro Tag an. Bei durchschnittlich 5 Konsumeinheiten bedeutet dies 400 000 Becher an einem Tag. Diese müssen innerhalb einer begrenzten Zeit gespült werden, um die Qualität garantieren zu können. Je kürzer die Kette, desto weniger Abfall, desto besser.“ Inzwischen arbeiten fünf Behindertenwerkstätten mit Wash-it zusammen. Neben AMAB sind das Sobo, Ateljee, ACG und Bewel. Und in jedem Betrieb steht eine M-iQ Spülanlage zum Spülen der Becher und eine M-iClean H-Haubenspülmaschine zum Spülen der Kisten.